In diesem Blogbeitrag möchte ich die Gelegenheit nutzen, euch die Thematik meiner ersten Kollektion näher zu bringen. Ganz nebenbei möchte ich außerdem einen Einblick in den aktuellen Prozess meiner selbstständigen Tätigkeit verschaffen.
Als ich den Entschluss gefasst habe mich selbstständig zu machen, war ich mitten in meinem Masterstudium und ziemlich planlos im Leben. Ich wusste bereits aus einigen Erfahrungen im Angestellten-Verhältnis, das ist nichts für mich. Ich habe es wirklich versucht. Aber ich habe schnell gemerkt, dass es allein zu dem Typ Menschen der ich bin nicht funktioniert.
Ich habe schon immer am liebsten eigenständig und frei gearbeitet. Als ich also den Entschluss gefasst habe, dass für mich nur in Frage kommt, selbstständig und freiberuflich zu arbeiten, war mir nicht klar, wie naiv ich an diese ganze Sache rangegangen bin. Zunächst habe ich einfach angefangen, ohne mir überhaupt im Klaren zu sein, wer ich eigentlich wirklich bin und was ich gut kann. Klar, ich habe mich in der Nische „Upcycling“ positioniert. Ich liebe das Individuelle, die Natur und Mode. Was dabei rauskommt ist eine kreislauffähige, kreative Art und Weise, modische Einzelstücke zu kreieren. So weit, so gut. Was mir jedoch lange Zeit gefehlt hat, war meine eigene Identität, mein Stil und Alleinstellungsmerkmal. Normalerweise würde man seine Stilrichtung im Laufe des Studiums (oder spätestens danach) entwickeln, jedoch habe ich, als damals nichtsahnende, hochsensible Scanner-Persönlichkeit, lange nie etwas festlegen oder zu Ende führen können. Aus diesem Grund wurde auch meine Bachelor Abschlussarbeit eine Kollektion aus sage und schreibe 5 verschiedenen Upcycling-Techniken, die ich selbst entworfen und erprobt hatte. Mein Konzept war klasse und die Looks einzeln betrachtet ebenso. Aber kein Teil passte wirklich zu einem anderem. Es war wie als hätte ich pro Look, jeweils ein Projekt verwirklicht. Damals wusste ich noch nichts über meine vielseitige Persönlichkeit und rechtfertigte meine Arbeit bei der Verteidigung mit „Das Ganze war von Anfang an experimentell geplant…“.
Mein Masterstudium lief für mein persönliches Empfinden um einiges besser. Das lag insbesondere daran, dass der Studiengang Creative Direction unfassbar vielseitig ist. Als Creative Director leitet man mehrere Projekte gleichzeitig, oder man leitet ein Projekt und koordiniert alle Teilbereiche des Projekts. So kam es, dass ich in den Genuss kam alle meine kreativen Tätigkeiten und Talente zu nutzen. Illustration, Management, kreatives Schreiben, Design, Projektgestaltung, Materialkunde,… und vieles mehr! Ich bin mir sicher, dass damals mein Meilenstein für meinen fortlaufenden Berufsweg gesetzt wurde. Ich hatte die Erkenntnis, dass besonders im kreativen Bereich verschiedene Themen miteinander verknüpft werden können. Worauf will ich damit nun hinaus? Das möchte ich anhand meiner ersten eigenen Kollektion weiter erläutern.
Healing nature, by healing myself
Letztes Jahr, nachdem nun endlich mein eigenes Atelier fertig wurde, begann ich also genau so wie im Modedesignstudium an verschiedenen Produktentwicklungen zu arbeiten um herauszufinden, welches dieser Sachen denn nun am besten zu mir passt. Schlussendlich fand ich mich erneut mit vielen verschiedenen, tollen Einzelstücken wieder und war genauso ratlos wie vorher. Ich liebte einfach jede einzelne Idee und jede Technik. Ich liebe die unendlichen Möglichkeiten, die ich mit Upcycling habe. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mich unter anderem auch deswegen (bewusst oder unbewusst) für diese Nische entschieden habe. Aber vor Allem liebte ich eines am meisten: den Prozess. Ich liebe den Prozess des Entdeckens, Experimentierens und Lernens so sehr, dass manchmal das von mir gesetzte Ziel aus den Augen verliere. Was ist passiert? Meine Scanner-Persönlichkeit trifft auf meine inneren und äußeren Anforderungen. Mein Drang mich kreativ Auszuleben und zu experimentieren wird von zu stark gesetzten Strukturen ausgebremst. Was resultierte bei mir daraus? Ich wurde unruhig, frustriert und begann die Dinge einfach nur abzuarbeiten, weil ich der Meinung war, es muss halt fertigstellt werden. Ich verlor die Freude an meiner Arbeit und den Fokus für meine Mission.
Und was ist meine Mission? Meine Mission ist nicht nur schöne Dinge zu kreieren, die der Umwelt nicht schaden. Ich will gelebte Kreativität, Spiritualität und (Natur-)Verbundenheit verkörpern und weitergeben. Mein Business ist mein derzeitiger Kanal und Ausdruck meiner inneren Themen. Ich habe dies stark gespürt, als ich merkte, dass ich nicht weiterarbeiten wollte, solange ich diese Themen in mir ungelöst hatte. Besonders hervorzuheben ist, dass ich mich dazu berufen fühle, Bewusst-Sein über die Umwelt und die Bedeutung von Achtsamkeit und alltäglicher Entscheidungen zu vermitteln. Eine Art Sensibilität für die wirklich schönen und wichtigen Dinge im Leben zu schulen. Das funktioniert am besten mit Techniken, die den kreativen Ausdruck und die Kreativitätsentfaltung fördern. Und natürlich, mit einer Ent-faltung der eigenen Persönlichkeit, und Lösung innerer Themen anhand achtsamer Praxis. Das sind die Verbindungen meiner inneren Welt, welche ich mit meiner Scanner-Persönlichkeit sehe. Das ist meine Mission.
Und jetzt, mitten in meinem kreativen Prozess, setze ich mir Grenzen und sperre mich ein. Was für eine Ironie oder? Wie soll ich denn an die Ziele meiner Mission gelangen, wenn ich es mir nicht selbst zu leben erlaube? Aus diesem Grund ist die Absicht der Kollektion nicht nur, die Natur in der Praxis durch Upcycling zu heilen. Sie ist ebenfalls zu einem (Heilungs-)Weg für mich geworden, meine Stärken zu erkennen und zu lernen mit meiner selbstständigen, nicht-konventionellen Art und Weise zu leben, zu arbeiten und vor allen Dingen: sie zu lieben.
„Healing Nature“ wird also eine Auswahl an verschiedenen Techniken und Ideen sein um aus alten Dingen etwas Neues zu kreieren. Ich gebe mich einem strukturlosen und intuitivem Prozess hin, in dem ich mir selbst begegne und herausfinde, was für mich funktioniert und was eben nicht. Und in diesem Prozess werde ich immer wieder mit meinen inneren Themen konfrontiert und heile mich nebenher selbst, indem ich lerne, mich meinem kreativen Fluss und meinem wahren „Ich“ hinzugeben. Außerdem lerne ich, wie jemand wie ich, unkonventionellere Strukturen entwickelt, um verschiedene Projekte und Ideen zu vereinen.
Wie geht's weiter?
Ich möchte ich mich von diesen erlernten Strukturen und Verhaltensmustern lösen. Ich binsehr dankbar für meine Studienzeit, aber ich habe nie gelernt wie ich meine Kreativität wirklich auslebe und mich entfalte. Ich hatte immer das Gefühl, ich muss es jemandem recht machen oder nach gewissen Vorgaben und Richtlinien arbeiten (was ja auch meistens der Fall war.) Aus diesem Grund werde ich meine Perspektive ab sofort ändern und mehr Kreativität und Intuition fokussieren. Es wird weniger um die Produktion und den Verkauf möglichst vieler Produkte gehen. Ich bin mir sicher, dieser Aspekt kommt dann, wenn ich so weit bin.
Ich teile weiterhin meinen Prozess und meine Ergebnisse. Ich bin mir sicher „Klarheit entsteht durch handeln. Nicht durch denken.“ Irgendwann, wenn ich diesen Prozess abgeschlossen habe, meine ganz individuelle Struktur und meinen „Arbeitsflow“ gefunden habe, werde ich bestimmt zurückblicken und schmunzeln. Und was noch viel wichtiger ist: ich werde es weitergeben können und Menschen, denen es so geht wie mir, weiterhelfen können.
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